Deutsches und europäisches Wettbewerbsrecht verfolgen stark divergierende Regelungsansätze, die erhebliche dogmatische und praktische Schwierigkeiten bereiten. Das deutsche Recht legt eine stark formalisierte Betrachtung an, während das europäische weithin von wirtschaftlich-faktischen Erwägungen geprägt ist. Der Autor geht der Entwicklung beider Systeme und deren Auswirkungen auf die Verantwortlichkeit für Geldbußen und die Haftung für Schadensersatzansprüche nach.
Einen besonderen Schwerpunkt nehmen neben der Frage der Haftungsnachfolge in die Bußgeldpflicht die rechtstaatlichen Grenzen ein, die das Wettbewerbsrecht jedenfalls im Rahmen des public enforcement wegen seines sanktionsrechtlichen Charakters zu wahren hat. Aus den spezifischen Vorteilen folgt im Lichte der aktuellen Reformdiskussionen im Zusammenhang mit der Kartellschadensersatzrichtlinie 2014/104/EU ein konkreter Vorschlag samt eingehender Begründung für ein einheitliches Sanktions- und Haftungssystem („single regime approach“).
englischGerman and European competition laws are based on fundamentally different approaches towards competition law violations. This disparity can result in serious problems for both the cartel authorities and affected companies. The German system applies a formalistic approach in regulating legal entities regarding cartel infringements, while the European “economic unit” concept emphasizes economic criteria. The author traces the development of each system over time and examines the effects the systems have on companies’ liability for fines and damages claims. A major focus is on the restrictions on competition law resulting from fundamental constitutional rules of law. The author then merges both systems into a single competition law regime, combining the specific advantages of the German and the European systems.