Norbert Elias’ Denken über den Staat erschließt sich aus seiner Interdependenztheorie der Macht und seiner prozess- und figurationssoziologischen Perspektive. Ausgehend von langfristigen und ungesteuerten Prozessen, aus denen Herrschaftsmonopole entstehen können wie jene über physische Gewalt und Besteuerung, erhält der Staat in der Moderne den „Charakter des obersten Koordinations- und Regulationsorgans für das Gesamte der funktionsteiligen Prozesse.“ Aber Staatsbildungsprozesse haben ein Janusgesicht: Pazifizierung im Innern und Kriegsführung jenseits der Grenzen sind auch heute noch ihre verstörenden Merkmale. Elias’ eigenständige Perspektive auf das Politische und den Staat hat dennoch immer Menschen und die Verflechtungsfiguren, die sie als Etablierte und Außenseiter miteinander bilden, im Blick.
Die Beiträge dieses Bandes diskutieren die wichtigsten Gedanken von Elias’ Staatsverständnis und untersuchen dessen Potenziale für realitätskongruente Analysen moderner Staatlichkeit.
englischNorbert Elias's conception of the state derives from his interdependency theory of power and his process- and figurational sociology perspective. As a result of long-term and unplanned processes from which sovereign monopolies such as those of physical violence and taxation can arise, the state emerged as the "character of the supreme body for coordination and regulation for the whole of the functional processes" (Elias). Elias insists that state-building processes have a Janus-face: pacification on the domestic front and warfare beyond its borders are still today disturbing elements. His genuine perspective on the political and the state always has a close look at the people and the interdependent figurations that they form as established and outsiders. The contributions of this volume discuss the most important ideas of Elias's understanding of the state and examine the potential for more reality-congruent analyses of modern statehood.