Die Kontroverse um das zutreffende Verbraucherleitbild hat sich in der Rechtswissenschaft unlängst wieder belebt. Stellenweise wird die Kritik geäußert, dass wieder der Schutz der schwächeren „flüchtigen" Konsumenten in den Vordergrund gerückt sei. Weiter wird die Frage aufgeworfen, ob sich aufgrund einer detailfreudigen EU-Gesetzgebung eine Abkehr vom primärrechtlich postulierten Verbraucherleitbild des „informierten und mündigen Durchschnittsverbrauchers" des EuGH vollzieht. Ein Blick auf die aktuelle Literatur zeigt, dass die normative Referenzfigur des „verständigen Durchschnittsverbrauchers" inzwischen ihrem lauterkeitsrechtlichen Rechtskleid längst entwachsen ist und in verschiedensten Rechtsbereichen herangezogen wird. Im Rahmen dieser sehr intensiv geführten Diskussionen rückt dieses Werk die Frage in den Fokus, in welchen weiteren Rechtsgebieten (z.B. dem Lebensmittelrecht, Heilmittelrecht, Strafrecht, Finanzmarktrecht und öffentlichen Wirtschaftsrecht) einem Verbraucherleitbild Bedeutung zukommt und ob noch von einem einheitlichen Leitbild als für Binnendifferenzierungen und Wertungen offenen Modell ausgegangen werden kann.
englischThe controversy over the correct consumer model has recently been revived within the study of law. Some parties have criticised that the protection of the weaker, “volatile” consumer has once again become a priority. Furthermore, the question has been asked whether, due to a detailed EU legislation, an abandonment of the legally postulated model of the “informed and responsible average consumer” of the European Court of Justice is taking place. Recent literature shows that the normative reference model of the “reasonable average consumer” has by now outgrown fair trade legislation and is being referenced by various areas of law. In the context of this heated discussion, this work focuses on the question of which other areas of law (e.g. food legislation, drug law legislation, criminal law, financial market law and public economic law) consider the consumer model significant and whether there is still a consistent model open to internal differentiation and assessment.