Deutsches Konsequenzdenken und österreichisches Toleranzdenken zeigen sich im Straf- und Strafverfahrensrecht in ihrer gegensätzlichen Deutlichkeit. Lagodny illustriert dies an Beispielen aus dem Alltag und dem Recht. Er lebt, lehrt und forscht als deutscher Jurist seit 20 Jahren in Salzburg.
Freispruch für einen Dieb, der die gestohlene Sache vor Entdeckung wieder dem Eigentümer zurückbringt? In Deutschland: Undenkbar! Kant und andere lassen grüßen. In Österreich: Warum nicht? Der Paternalismus im Sinne der Habsburger Monarchie und andere „Prägungen“ (Di Fabio) liefern Erklärungen.
Viele solcher Beispiele ergeben ein Bild, das nur aus der historischen Gewachsenheit heraus mit den Augen eines „Fremden“ (im Sinne von G. Simmel) verstanden werden kann. Dieser Befund zeigt zugleich, vor welch unüberwindbaren Hindernissen eine Strafrechtsvereinheitlichung in der EU stünde. Das „österreichische Labyrinth, in dem sich jeder auskennt“ (Qualtinger) ist jedoch ungemein anregend. Wenn man will.
englischGerman legal thinking in terms of being “consequent” and the Austrian approach of being tolerant are clear-cut contradictions in the field of criminal law and criminal procedure. Lagodny shows these features. He lives, teaches and works as a legal researcher in Salzburg since 20 years. Acquittal for a thief who returns the stolen good before being disvovered? In Germany: impossible! Kant and others would argue this. In Austria: Why not? Paternalism in the sense of Habsburg’s monarchy and other features serve as explanations. Many of such examples complete a picture which can be understood only from an historic point of view with the eyes of a “foreigner” in the sense of G. Simmel. These findings also show the insurmountable impediments which harmonisation of law in the Euopaen Union has to face. The “Austrian labyrinth which everyone is acquainted with” (Qualtinger), however, is very much stimulating. If one is ready to do so.